Brigitte geht ins Größenwahn
- ralfbremer1
- 11. Nov. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Für die Jüngeren unter Euch: das „Tanzlokal Größenwahn“ war eine kleine Disco im Gärtnerplatzviertel Münchens. Wer in Sachen „New Wave“, sei es in Musik, Literatur oder sonstiger bildender und darstellender Kunst was mitzureden hatte oder zumindest meinte, mitreden zu können, präsentierte sich hier. Wenn man reinkam. Die Männer trugen spitze Schuhe und redeten wenig, die Damen bevölkerten die Tanzfläche und hatten meist kürzere Haare, die nach allen Seiten hin toupiert waren. Oder sie trugen einen Bob, wie Brigitte.

CT im Einsatz (80-er Jahre), spielt er hier zum ersten Mal „Brigitte” live?
CT sah Brigitte dort zum ersten Mal. Es wird etwa ´82 oder `83 gewesen sein. Sie trug „Schmalor“, den damals angesagtesten Designer Münchens. Wie sah das aus? Stellt Euch – die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern – einfach den „Schlabber-Look“ von Boy George vor, vielleicht da und dort etwas eleganter und ohne den lächerlichen Hut. Das war damals „chic“, die Trägerin kennzeichnete sich als lebensfrohe Kreative, die sich im Post-Punk vom Etablierten deutlich abhob, jedoch nicht aggressiv sondern eher charmant provozierte.

Keine 80er ohne Nebelmaschine
Es war Liebe auf den ersten Blick. Zumindest für CT. Natürlich sprach er sie im Größenwahn nicht an. Das ging nicht. Man war doch nicht irgendwo auf dem Land oder im Sugar Shack. CT wäre für immer erledigt gewesen, selbst im Erfolgsfall hätte die an der Theke aufgereihte Konkurrenz ihren stillen Neid mit gesellschaftlicher Ächtung quittiert. Den Zustand hoffnungsloser Sehnsucht beendete der Zufall. Brigitte zog in das Appartmenthaus in Nordschwabing, in dem auch unser Held logierte. Man begegnete sich an der Eingangstür, erkannte sich und redete(!) miteinander (!). Man besuchte sich im Haus. Brigitte kam aus Ravensburg, sie studierte Jura. Und sie hatte einen Freund. Das war für den verliebten CT natürlich ein lästiges Hindernis, das es zu überwinden galt. Seine oft bewährte Taktik, die Damenwelt einfach mit langen, mehr oder weniger lustigen Geschichten aus seinem Leben zur Aufgabe zu zwingen, fruchtete bei der stoischen neuen Nachbarin nicht. Auch seine Beteuerungen, er wäre bald der kommende Star am Münchner Musikhimmel stießen eher auf ungläubiges Mitleid als auf vorschussvolle Hingabe. Da half nur noch ein Song. Und so entstand „Brigitte“.

Lärm des Südens beim Videodreh in der Tanzschule Ziegler in Prien - fast wie im Größenwahn
CT erzählt uns damals wie heute immer wieder (lange, manchmal auch ganz lustig) ungefragt gerne, wie sehr der Song damals bei Brigitte einschlug, die Magie der Harmonien alles veränderte! Nur: wenn wir dann fragen, ob beide schließlich doch endlich ein Paar wurden, wenigstens kurz, konfrontiert er uns mit der ewigen Leier von wegen „ich verstehe die Frage nicht“ über „darauf kommt es doch gar nicht an, Ihr Banausen, allein der Song ist es, der zählt“ bis zu „der Song vermittelt zeitlos das Lebensgefühl mittlerweile mehrerer Generationen junger Menschen“. CT hat recht. Am Song kann es also nicht gelegen haben.
Was meint Ihr?
Euer Lärm des Südens
P.S. Brigitte, bitte melde Dich!
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